Die Grenze

  

Am Morgen des 19.07. gegen 8:20 Uhr, betraten wir nach einer Irrfahrt auf einem riesigen Parkplatz des Fährbüro zum aushandeln unseres Fährpreises für die Überfahrt nach Ceuta 1 Pkw, 1 Hänger, 2 Personen von Algeciras nach Ceuta und gleich die Rückfahrt mit 2 Personen und 2 Motorräder kosteten uns schnell mal 334,00 € .

 


Gibralta

Gegen 9:00 Uhr waren wir komplett eingeschifft und mussten zu unserem Erstaunen feststellen, dass unser Gefährt mit Abstand das übelste auf der ganzen Fähre war. Bei bestem Wetter und ruhiger See, steuerten wir jetzt unserer größten Herausforderung entgegen. Erschreckend mussten wir bereits jetzt schon erfahren, dass in Marokko aus zolltechnischen Gründen bei der Einreise jedes Fahrzeug dem Halter zugeschrieben und dokumentiert wird. Sollte bei der Ausreise das entsprechende Fahrzeug nicht wieder ausgeführt werden, sind wahrscheinlich pauschal 6000 € Zoll fällig. Auf Grund dieser Tatsache und des Zustandes unseres Gespanns entschlossen wir uns für eine schnellen Verkauf gleich nach der Einreise. Exakt um 10:23 Uhr  betraten wir in Ceuta (spanisches Gebiet) den Afrikanischen Kontinent und näherten uns der Marokkanischen Grenze.

 

Alle die jetzt glauben, dass wir auf unserer Reise so einiges erlebt haben, werden sich wundern, denn Schlimmer geht es Immer. Aus logistischen und nicht ganz so schnell zu erklärenden Gründen, hatten wir keine Möglichkeit die Einreise und den Verkauf unseres Fahrzeuges  bildlich zu dokumentieren


Die erste Einreise und Verzollung

 

 Unser erster Eindruck war, dass es nicht einfach werden würde, mit unseren  Fahrzeug nach Marokko einzureisen. Aus diesem Grund erschien uns eine Einreise ohne kompetente Hilfe, schlicht aussichtslos also machten wir etwa 100 Meter vor der eigentlichen Grenzanlagen einen Halt, um uns Hilfe (Spediteur oder so ähnlich) zu besorgen. Als erstes wurde uns nach zähen Verhandlungen mit einem der zahlreichen Vorposten für 50,00 € (bezahlt 15,00 €) ein Zettel zur Angabe der persönlichen Daten ausgehändigt. Mit unseren Reisepassen, Fahrzeugpapieren und den bereits mehrfach kopierten und von uns ausgefüllten DIN A6 Zetteln verschwand Martin und ein Vorposten, zu weiteren Verhandlungen direkt  an die Grenze. Erstaunlich  nach ca. 5 Minuten war Martin wieder zurück und wir wurden von offiziellen Zöllnern gebeten, an der kompletten Schlange vorbei bis ganz nach vorne zu fahren, wo wir schon von einem  deutschsprachiger und Scheins wohlhabendem Araber, mit Namensschild und Kaftan erwartet  wurden (unser Spediteur). Während Martin unser Gespann bewachte, kämpfte ich mich mit unserem Spediteur und allen Papieren bewaffnet zwischen Personen sämtlicher Kulturkreise zu einem der vielen Büros durch. Nach einer kleinen Showeinlage unseres Spediteurs, wurde ich abermals ganz nach vorne durchgelassen und bedient. Mit zwei zusätzlichen grünen Zetteln wurde ich um unsere Fahrzeuge speziell für Marokko zu versichern (175,00 € für 10 Tage) und Geld zu tauschen, an weitere Büros vermittelt. Als ich nun unseren Spediteur entlohnt hatte (50,00 €) und  mit allen Papieren zurückkam, wartete Martin bereits schon mit dem Zollchef  zur Endabnahme. Bei dieser Endabnahme, gab es nun doch noch etwas Arbeit für unseren Spediteur (Garantie), denn 1x PKW mit Hänger und 2x Motorrad bei zwei unterschiedlichen Haltern war dann doch zu kompliziert. Aber Dank der Hilfe unseres Spediteurs, war auch diese Hürde schnell bewältigt und wir konnten die Grenze ohne weitere Kontrollen passieren. 

 

 

 


Der Autohandel

Als nächste Aufgabe stand  der Verkauf unseres Trägerfahrzeuges auf dem Programm. Um schnell einen Käufer zu finden, entschlossen wir uns gleich alles auf eine Karte zu setzen und steuerten unser Gefährt mitten in die Innenstadt von Tetouan, wo wir auch gleich entdeckt und noch während der Fahrt von einem uns überholenden Motorradfahrer in Deutsch angesprochen wurden. ( „Du Almo“) Antwort: „ Jo“ („Mercedes schön, schön“) Antwort: “ Jo“ („Verkaufä Autosuk“) Antwort: „Jo“. Ab da an, ging alles sehr schnell wir wurden überholt und aufgefordert dem Mottorad zu folgen. Nach dem verlassen der Hauptverkehrsstraße, wurden wir in einem höllischen Tempo durch die engen und steilen Gassen von Tetouan in einen Hinterhof geleitet, wo die Fahrt dann spontan endete. In nicht einmal zwei Minuten wurden wir bereits von mindestens 20 Personen aller Altersklassen umlagert, die sogleich hektisch unverständlich aber lautstark alles begutachteten und handeln wollten.

Durchgesetzt hat sich ein junger Araber der sich als Dolmetscher angeboten hatte und uns einem Spezialisten vorstellen wollte. Also machten wir uns wieder auf den Weg durch die Gassen von Tetouan gefolgt von 2 Autos und 2 Motorrädern zum nächsten Loch im nächsten Hinterhof, wo wir schon erwartet wurden. Unser angeblicher Spezialist empfing uns gleich mit einer Wasserpfeife, die wir dankend ablehnten. Also lange Rede, kurzer Sinn, wir haben nach zähen Verhandlungen einen guten Preis ausgehandelt. Da aber eine Übergabe unseres Fahrzeuges in Marokko aus zolltechnischen Gründen nicht möglich gewesen wäre, mussten wir mit unseren neu gefundenen Freunden im Schlepptau wieder nach Spanien zurück. An der Grenze angelangt, mussten wir uns eine plausible Erklärung einfallen lassen, warum wir bereits kurz nach unserer Einreise wieder ausreisen wollten. Behilflich war da das Visum nach Mauretanien und die Motorräder, denn wir begründeten die Ausreise damit, dass wir unserem Fahrzeug die Weiterreise in die Sahara nicht zutrauten und es in Ceuta deponieren wollten, um die Motorräder zu nutzen. In Ceuta angekommen, stellten wir fest, dass nur noch unser Spezialist der leider kein Englisch oder Deutsch sprach den Grenzübertritt geschafft hatte. Zu unserem erstaunen, mussten wir jetzt feststellen, dass es sich bei unserem neuem Freund nicht um einen ehrenhaften Araber handelte sondern um eine linke Ratte. Um uns zu zermürben, wurden wir ca. 3 Stunden von einem Schrottplatz zum anderen gelotst, zeitweise getrennt und leicht bedroht um abermals neue Nachverhandlungen zu führen. Als es uns dann zu blöd wurde und unser Spezialist uns in eine Sackgasse lotste, drehten wir den Spieß um und blieben einfach stehen um ihm mit etwas Nachdruck seine gegenwärtige Situation zu erklären. Jetzt versuchte er es mit einer letzten List und gab bereitwillig Martin einen dicken Bündel Geld (Dirhams) in dem Glauben, er wird nicht nachzählen.

 

Falsch gedacht, denn Martin zählte nach und kam zu dem Entschluss sofort den Rücksitz zu verlassen um unserem Freund, der neben mir auf dem Beifahrersitz saß von außen durch das offene Fenster mit lautstarkem Protest die zu geringe Summe an Scheinen mit Schwung in das Gesicht zu schmeißen. Nach dieser Aktion und weiteren Verhandlungen, einigten wir uns notgedrungen auf ein neues Geschäft mit einer geringeren Summe aber dafür mit, kostenloser Übernachtung bei ihm Zu hause, Einladung zum Essen in der Altstadt (Medina) und bis zum nächsten Morgen, frisch gewaschene Klamotten. Diese Abmachung scheiterte aber abermals im Ansatz den es wurden Martin nun wieder zu wenige Scheine übergeben. Um der Sache ein Ende zu bereiten, entschloss ich mich nun unser  Auto mit Hilfe unseres Sandspatens, der sich unter dem Fahrersitz befand einfach in ein günstigeres und damit billigeres Auto Umzugestalten. Naja, so weit ist es dann doch nicht gekommen, denn Martin verlor zur gleicher Zeit auch noch einmal die Beherrschung und verteilte abermals Hunderte von Geldscheinen mit Schwung im ganzem Auto. Erstaunlich, denn nachdem unser Freund alle Scheine aufgehoben hatte und sie erneut Martin übergab, waren es nun genau die ausgehandelte Summe und alle waren wieder zufrieden.

 


Die zweite Einreise

Die Fahrzeugübergabe war nur noch eine reine Formsache. Wir entfernten die Kennzeichen und verstauten unsere persönlichen Gegenstände auf unseren Motorrädern. Leicht entnervt und auf etwas Krawall gebürstet, näherten wir uns abermals der Grenze nach Marokko, aber diesmal mit der Absicht die Einreise ohne Bezahlung durchzuführen. Also fuhren wir einfach an allen Fahrzeugen und Werbern vorbei, direkt in den Abfertigungsbereich der Grenzanlage, so als hätten wir bereits einen Spediteur bezahlt. Jedes unserer Motorräder stellten wir so in eine der zwei Durchgangsschleusen, dass kein Fahrzeug mehr die Grenze passieren konnte. Martin machte sich dieses mal mit unseren Papieren auf den Weg, in eines der zahlreichen Büros, wo er natürlich zuerst nicht beachtet wurde. Ich setzte mich direkt mit einer Flasche Wasser in den Schatten und machte den Eindruck als käme uns diese Zwangspause gerade richtig. Da jetzt natürlich die ganze Grenze blockiert war, ging es nicht lange bis ein offizieller Grenzer mich aufforderte, die zwei Motorräder aus der Schleuse zu entfernen. Dieser Anweisung entgegnete ich, in Deutsch „kann nicht,  Freund ist im Büro noch 5 Minuten“. Dieses Schauspiel wiederholte sich alle 10 Minuten erneut. Bereits nach 20 Minuten, waren bei den Grenzern nach mehreren Diskussionen untereinander über Funk Unstimmigkeiten und Ratlosigkeit herauszuhören. Uns einfach zu verhaften, wäre wahrscheinlich eine Möglichkeit gewesen aber um ihre Schleusen  wieder frei zu bekommen, entschlossen die Grenzposten sich zu unserem Glück doch uns schnell abzufertigen. 

Gegen 19:00 Uhr waren wir bereits schon wieder in Tetouan. Auf der Suche nach unserem neuem Freund, um den Rest von unseres Geschäftes einzulösen. Nach einer einstündigen Irrfahrt, teilweise durch das Ghetto, erreichten wir das Haus unseres Spezialisten, der erschrocken auf unser Auftauchen reagierte. Die gegebenen Versprechen, konnte er wiederum nicht einhalten und zog damit natürlich den Unmut seiner arabischen Freunde auf sich. Unser Auftauchen, hatte sich in kürzester Zeit herumgesprochen und der Hof unseres Spezialisten füllte sich allmählich mit allerlei Personen aus dem Bekanntenkreis, die uns alles abschwatzen wollten, was sie gebrauchen konnten. Zum Abschluss wurden wir noch in ein Hotel begleitet und auf eine Hochzeit eingeladen

Für die Dienste unseres Dolmetschers und Vermittlers, mussten wir natürlich auch noch etwas bezahlen. Auf die Hochzeitsfeier haben wir dann aus mehreren Gründen verzichtet und gingen unter den leisen Klängen arabischer Musik sowie dem ausgerufenen Abendgebet des Moetzins, frisch geduscht und erschöpft mit der Erkenntnis schlafen, dass der vergangene Tag eigentlich ganz gut gelaufen war, denn unsere Restreise war jetzt finanziert und die Kraftstoffleitung ist nun ein afrikanisches Problem.  Des Weiteren, war der geringere Preis für unser treues Gefährt erträglich, denn die Kleinigkeiten wie Bremsen, Kühler und das Getriebe hatten wir ja auch nicht erwähnt.